Montag, 25. November 2002
Zeit: 19.30 Uhr
Ort: Gasthaus "Welde-Stammhaus", Schwetzingen
"Ist der Mittelstand noch kreditwürdig?" so hieß das Thema einer interessanten Veranstaltung, zu der die Mittelstandsvereinigung der CDU ins "Welde-Stammhaus" eingeladen hatte. Angesichts der wirtschaftlichen Situation und des Berliner Politikkarussells mit täglich wechselnden Schrecknissen, angesichts der nicht geringer werdenden Arbeitslosenzahlen aber steigenden Insolvenzen, angesichts der Zukunftsängste in der Bevölkerung und der ratlosen Verzagtheit mancher Unternehmer eine wahrlich berechtigte Frage. Und die Aussagen, die an diesem Abend von Fachleuten gemacht wurden, waren auch kaum dazu angetan, bei den Gästen aus dem Mittelstand neues unternehmerisches Feuer zu entfachen.
Die Veranstaltung war in zwei Teile untergliedert. Außer einem Referat zum eingangs erwähnten Thema gab es Ausführungen und Diskussionen über die Kreditprovision für die Bereitstellung von Kontokorrentkrediten, wie sie die Sparkasse Heidelberg vor einigen Wochen einführte. Dieser Schritt hatte bei den Geschäftskunden des Institutes große Entrüstung und viel Unverständnis ausgelöst. Kein Wunder, daß die Sparkasse bei der Mittelstandsvereinigung mit ihrer Top-Besetzung anrückte, nämlich mit Direktor Bruno Fertig, dem stellvertretenden Vorstandsmitglied Thomas Lorenz und den in der Region Schwetzingen für die Firmenkunden zuständigen Matthias Muser und Uwe Sommer.
Der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der CDU Rhein-Neckar, Thomas Möller aus Altlußheim, betonte eingangs die tragende Rolle des Mittelstandes bei Arbeitsplätzen und Lehrstellen. Leider nehme er inzwischen aber auch eine Spitzenstellung bei den Insolvenzen ein und sei ohnmächtig und wütend der Politik der Bundesregierung ausgeliefert. Außerdem treffe die mittelständischen Betriebe der Rückzug der Kreditwirtschaft aus unliebsamen Risiken. Als neue "Geldfindungsmaschine" der Sparkasse Heidelberg bezeichnete der Jurist die jetzt eingeführten Bereitstellungszinsen für nicht abgerufene Kontokorrentkredite.
Dem widersprach Bruno Fertig vom Vorstand der Sparkasse, der außerdem für das neue Jahr umfassendere Informationen für die Geschäftskunden ankündigte. Die Entscheidung, Geschäftskunden eine gewisse Kreditlinie einzuräumen, koste Geld und "wenn ich das nicht vom Verursacher verlange, muß ich es bei jemand anderem tun." Er sei eben, so Fertig, der Meinung, man solle die Kosten dort in Rechnung stellen, wo sie anfallen. Für die Sparkasse sei diese ganze Aktion ein NuIlsummenspiel, denn gleichzeitig habe man die Kreditzinsen gesenkt, heißt, wer viel Geld braucht, zahlt weniger Zinsen, wer keines braucht aber eine Kreditlinie eingeräumt bekommen hat, zahlt dafür neuerdings Provisionen.
Der Banker räumte ein, daß in den Bereichen Information und Kommunikation zu diesem Thema Fehler unterlaufen seien: Man habe die Situation in Einzelgesprächen erläutern wollen, dies aber zeitlich nicht geschafft. Deshalb soll die neue Regelung mit der Kreditprovision ausgesetzt werden, "bis wir mit allen Kunden gesprochen haben." Gleichzeitig werden die Sollzinsen gesenkt bleiben, wie Fertig versicherte. Schließlich bezeichnete er die Sparkasse als Bank der Mittelständler: "Wenn es denen schlecht geht, geht es uns auch schlecht." (koe)
Quelle Zeitungs-Scan:
- Wirtschaftsforum 01/03
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